Qualitativer Entscheidbaum

Soziale Beziehungen

Definition: Management sozialer Beziehungen (Peter et al. 2011)

Innerhalb der Organisation stehen die Organisationsmitglieder zueinander in Beziehung (zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden), aber auch über die Organisation hinaus (zwischen Mitarbeitern und Kunden)

→ Soziale Beziehungen: Akteure, Verhältnisse, Beziehungsebenen
→ Personen: Emotion, Wahrnehmung, Motivation, Lernen
→ Interaktionen: Rolle, Gruppe, Kommunikation, Sozialisation, Identifikation, Organisationskultur, Verträge

Beispiele von Forschungsthemen

  • Auswirkungen von interkulturellen Unterschieden auf das Team-Management – aus der Perspektive von internationalen Managern in Chinesisch-Schweizerischen Unternehmen
  • Kündigungen im Backoffice eines Beratungs- und Treuhandunternehmens: Massnahmen für eine zufriedenstellende Zusammenarbeit zwischen Backoffice und Beratern

Strukturen, Prozesse, Ressourcen

Definition: Management von Strukturen, Prozessen und Ressourcen (Peter et al. 2011)

Diese Dimension zeigt, wie die Organisation aufgebaut ist (Struktur), wie Tätigkeiten und Aufgaben in eine logische Abfolge gegliedert werden (Prozess) und über welche Mittel (Ressourcen) sie für die Wertschöpfung verfügt.

→ Strukturen: Organigramm, Organisationsformen, Primär- und Sekundärorganisationen, Projektmanagement
→ Prozesse: Wertschöpfungskette, Ablauforganisation, strategische und operative Prozesse
→ Ressourcenallokation: Finanz-, Human-, und Sachressourcen, Wissen
→ Veränderungen in Organisationen: Change Management, Organisationsentwicklung

Beispiele von Forschungsthemen

  • Social Media Collaboration Tools and Platforms (SMTS): In welchen Tätigkeitsgebieten ist der Einsatz von welchen SMCT im B2B-Bereich sinnvoll?
  • Optimierung eines App-Portfolios aus Kundenperspektive: Wie kann das bestehende App-Portfolio aus Sicht der Kunden sinnvoll überarbeitet und bereinigt werden?
  • Wachstumsstagnation eines Trekking-Unternehmens aufgrund steigender Marktveränderungen: Analyse des Geschäftsmodells und Neu-Gestaltung von Strategien und Prozesse.

Umfeld- u. Marktsysteme

Definition: Management des Umfeldes und Marktsystems (Peter et al. 2011)

Organisationen befinden sich in einem Umfeld (Wirtschaft, Gesellschaft, Natur) und haben sich mit den Einflüssen aus diesem Umfeld auseinanderzusetzen.

→ Strategisches Management: Vision, Leitbild, Strategie
→ Trends und Stakeholder: Ökonomie, Gesellschaft, Ökologie
→ Werte: Ethik, Nachhaltigkeit

Beispiele von Forschungsthemen

  • Welche Rolle soll „My Vision“ im Marktumfeld Zentralschweizer Nonprofit-Organisationen in Zukunft einnehmen? – Mögliche Tätigkeitsfelder und Strategien für eine Neupositionierung von „My Vision“
  • Marktpositionierung: Wie kann sich eine Brauerei auf dem Markt besser positionieren und ihren Bekanntheitsgrad erhöhen?

Vergleichsstudie

Definition: Vergleichsstudie

Vergleichsstudien steht nicht der Fall in seiner Komplexität und Ganzheit, sondern eine Vielzahl von Fällen in Hinblick auf spezifische Teilaspekte im Vordergrund, welche einander vergleichend gegenübergestellt werden (z.B. Expertenwissen mehrer Personen, Biographien). Hierbei ist die Auswahl der Fälle in den zu vergleichenden Gruppen zu klären sowie der Standardisierungsgrad der übrigen Bedingungen, die nicht Gegenstand des Vergleichs sind. (Flick 2010)

Beispiele von Forschungsthemen

  • Auswirkungen von interkulturellen Unterschieden auf das Team-Management – aus der Perspektive von internationalen Managern in Chinesisch-Schweizerischen Unternehmen
  • Optimierung eines App-Portfolios aus Kundenperspektive: Wie kann das bestehende App-Portfolio aus Sicht der Kunden sinnvoll überarbeitet und bereinigt werden?
  • Kulturelle Unterschiede in den Gesundheitsvorstellungen portugiesischer und deutscher Frauen
  • Gegenüberstellung von Biographien in Hinblick auf eine konkrete Krankheitserfahrung und dem weiteren Lebensverlauf

Fallstudie

Definition: Fallstudie

Fallstudien zielen auf die detaillierte Beschreibung oder Rekonstruktion eines Einzelfalls ab, welcher in seine Komplexität und als Ganzes untersucht wird. Hierbei sollte ein besonders aussagekräftiger oder aufschlussreicher Fall gewählt werden, der exemplarisch zum Untersuchungsproblem und zur Beantwortung der Fragestellung passt. Dabei ist zu klären, was zum Fall dazu gehört und welche methodischen Zugänge erforderlich sind. Der Fall kann sich auf Personen, soziale Gemeinschaften, Organisationen und Institutionen beziehen. (Flick 2010)

Beispiele von Forschungsthemen

  • Vertrauen in Organisationen: Welchen Einfluss haben Reorganisationsmassnahmen auf Vertrauensprozesse?
  • Produktinnovation in Medienunternehmen – Wie wird Produktinnovation in der betrieblichen Praxis organisiert und warum werden welche Organisationsformen und Prozesse gewählt?
  • Soziale Isolation der Bewohner eines Pflegeheimes

Interviews/Erzählungen

Tipps zur Durchführung

(I) VORBEREITUNG des Interviews:

Wahl der Interviewmethode/-form: Welche Interviewform passt zur Forschungsfrage (Auswahl zwischen wenig standardisiert bis halb-standardisiert? Was sind die typischen Merkmale dieser Interviewform?

Entwicklung des Leitfadens: Welche Themen/Frageblöcke möchte ich behandeln? Wie sieht eine gute Leitfaden-Struktur aus? Wie sehen gute Interviewfragen aus? Wozu kann mir der Interviewpartner etwas kompetent erzählen oder Auskunft geben?

Sampling: Welche Interviewpartner sind geeignet, welche Auswahlkriterien gibt es? Wie kann ich diese Interviewpartner finden? Welche Sampling-Methode ist das?

Hintergrundinformationen recherchieren, Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung: Vergewissern Sie sich dass der Interviewpartner wirklich geeignet ist? Holen Sie das Einverständnis für die Audioaufnahme und besprechen Sie die Möglichkeit der Anonymisierung. Vereinbaren Sie einen Termin (ca. 1/2 Stunde länger als Interviewdauer) und einen ruhigen Ort (evtl. wo die Anonymität des Interviewten gewährleistet ist.

Vorbereitung der Interviewsituation: Welches Aufnahmegerät und welche Aufnahmesoftware verwende ich? Welche Utensilien benötige ich noch (Leitfaden, Papier, Stift, Getränke)? Kenne ich die Adresse, bin ich rechtzeitig dort und angemessen gekleidet? Habe ich mir den Termin kurz vorher noch einmal bestätigen lassen? Kann ich den Interviewpartner zu Not telefonisch kontaktieren? Habe ich den Interviewleitfaden verinnerlicht?

 

(II) DURCHFÜHRUNG des Interviews:

Begrüssung und Besprechung des Ablaufs: Interviewablauf und evtl. Interviewform besprechen. Über Audioaufnahme und Anonymisierung informieren.

Interviewsituation: Was sind die Kriterien für ein erfolgreiches Interviewgespräch, was sind die Stolpersteine? Wie beeinflusse ich als Interviewer die Gesprächssituation? Welche heiklen Interviewsituationen können entstehen und wie gehe ich damit um?

Dank und Verabschiedung: Dank. Kontaktdaten für Rückfragen an den Interviewten aufnehmen. Möglichkeit der Zustellung der Interviewergebnisse anbieten.

 

(III) NACHBEREITUNG und AUSWERTUNG des Interviews:

Sicherung der Daten: Sicherung der Audiodatei vornehmen und Kopien anfertigen. Ein Interviewprotokoll schnellstmöglich nach der Interviewdurchführung erstellen.

Transkription der Audiodatei: Welche Art der Transkription möchte ich vornehmen? Habe ich eine geeignete Software zur Verfügung? Habe ich das Transkript am Ende sinnvoll anonymisiert?

Auswertung des Interviews: Welche Auswertungsmethode ist für meine Interviewform und dessen Datenanalyse geeignet? Was sind die wesentlichen Merkmale dieser Auswertungsmethode

 

(IV) ALLGEMEINE TIPPS zur Durchführung von Interviews:

  • Denken Sie schon bei der Auswahl der Interviewform und bei der Erstellung des Leitfadens an die Art der Ergebnisse und somit an die Wahl der Auswertungsmethode.
  • Bei mehren Interviews in der qualitativen Forschung können Sie den Leitfaden nach dem ersten Interview auch anpassen, wenn Sie merken, dass etwas im Aufbau des Leitfadens nicht stimmt oder Interviewfragen nicht korrekt verstanden werden und dementsprechend das Interviewgespräch wenig erfolgreich war.
  • Reflektieren Sie nach jedem Interview Ihre Fähigkeiten als Interviewer und die Vorbereitung des Interviews, was ist warum gut oder weniger gut gelaufen?
  • Führen Sie die Transkription möglichst immer zeitnah zum Interview durch.
  • Machen Sie auch nach dem ersten Interview einen ersten Auswertungsversuch mit der gewählten Auswertungsmethode, um einzuschätzen, ob die Informationen aus dem Interview für die Beantwortung der Forschungsfrage geeignet sind